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Back to Office: Wie kann das jetzt gelingen?
Raumplanung wird zum Erfolgsfaktor: Ein Thesenpapier über das Potential hybrider Arbeitsformen
Die Home-Office-Pflicht gehört seit dem 20. März 2022 der Vergangenheit an. Zurück lässt sie eine Reihe neu gefasster Erkenntnisse und Prozesse, die absehbar weit mehr als einen Trend abbilden, sondern unser Arbeitsleben auch künftig fundamental verändern. Denn mit der Home-Office-Pflicht etablierte sich rasant das Remote Working als Arbeitsform, die an nahezu jedem Ort auch außerhalb des Büros und der Wohnung stattfinden kann. Das Architektur- und Beratungsunternehmen CSMM hat auf Basis seiner New Work-Aufträge während der Pandemie ein Thesenpapier entwickelt, das Lösungsansätze für zeitgemäße und visionäre Arbeitskonzepte formuliert. Denn die neue Verankerung im gesellschaftlichen Selbstverständnis konfrontiert Unternehmen mit ganz neuen Fragestellungen: Wie verändern sich Raumkonzepte unter geringerer Auslastung? Wie gelingt es Unternehmen, eine effiziente und produktive Zusammenarbeit unter extern wirkenden Mitarbeitern sicherzustellen? Welche Aspekte motivieren Mitarbeiter zu einer Rückkehr ins Büro?
Viele Unternehmen haben sich in einem Interims-Zustand eingerichtet. Mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz werden sich in Kürze die räumlichen und sozio-kulturellen Defizite der alten Strukturen aufzeigen. Arbeitsflächen sind häufig noch bis zu 80 Prozent als reine Notwendigkeitsräume ausgestaltet, die sich für lineare Arbeitsprozesse eignen. Mitarbeiter*innen verspüren deshalb wenig Anreiz, in die Offices zurückzukehren.
Bei der Gestaltung moderner Arbeitswelten geht es um deutlich mehr als die intelligente Gewichtung der Arbeitszeit zwischen Home-Office und Büro, um die Entscheidung für Teamkontakt oder Rückzug. Ein intelligent konzipiertes Raumkonzept sollte Unternehmen, helfen, ihre Flächen an konstant wechselnde Anforderungen schnell und effizient anzupassen. Vor allem durch die gewachsene Akzeptanz des Home-Offices finden Arbeitsprozesse immer häufiger im virtuellen Raum statt. Die Herausforderung besteht nun darin, das Büro als physischen und virtuellen Raum neu zu gestalten und zu revitalisieren. Aus unserer Erfahrung der Planungsprojekte der letzten Jahre wird deutlich: Die Bedürfnisse der Mitarbeiter sind immer die Basis für ein gelungenes Raumkonzept, in Zeiten wie diesen mit erhöhten Sicherheits- und Vorsorgevorkehrungen nehmen sie eine fundamentale Rolle ein. Ihr Wohlbefinden ebenso wie ihre kreative und effiziente Zusammenarbeit wirken sich unmittelbar auf den Erfolg eines Unternehmens aus.
Mit den folgenden fünf Thesen skizziert CSMM die Potentiale und Chancen der zukünftigen Arbeitswelt – in einem effizienten Spannungsfeld zwischen Remote und Headquarter.
Welche Relevanz hat das Home-Office in Zukunft?
These 1: Die Mischung macht´s – der Arbeitsplatz zuhause ist kein Ersatz, sondern eine intelligente Ergänzung. Die Digitalisierung ermöglicht uneingeschränkt, auch hier an virtuellen Meetings teilzunehmen. Als gezielt genutzter Rückzugsort wird er für konzentriertes Arbeiten genutzt.
Home-Office hat vielen Unternehmen die Tür in eine neue Ära des Arbeitens geöffnet. Unternehmen, die agile Arbeitsmethoden aufgrund der bestehenden Prozesse bisher nicht in Betracht gezogen haben, erkannten durch die Umstellung auf Remote Working neue Möglichkeiten.
Als Notlösung vorangebracht und bewältigt, ist Home-Office per se aber keine Zukunftsstrategie. Viele Faktoren wie eine oft nur gering vorhandene ergonomische Infrastruktur, die Zerrissenheit zwischen Familie und beruflicher Verfügbarkeit oder der oftmals fehlende zusätzliche Büroraum in der eigenen Wohnung haben dem aber auch klare Grenzen aufgezeigt. Essenzielle Aspekte unseres Arbeitslebens wie die informelle Kommunikation brechen bei dieser Variante meist gänzlich weg. Home-Office wird dennoch Teil der Arbeitswelt bleiben und sich als gezielt avisierte Alternative etablieren. Hier findet der konzentrierte Rückzug statt, der auch die Teilnahme an virtuellen Team-Meetings nicht ausschließt. Unternehmen punkten durch Modelle mit Vertrauens-Arbeitszeit.
Arbeitsflächen verringern oder durch neue Nutzungskonzepte sinnvoll gestalten?
These 2: Sharing is Caring – die Zukunft des Büros liegt in der flexiblen und dynamischen Nutzung vorhandener Arbeitsplätze
Eine Vielzahl an Nutzungsmodellen ist über die letzten Jahre auf gemeinschaftliche Nutzung ausgelegt worden. Ob Auto oder Wohnung, Sharing-Konzepte erfreuen sich wachsender Popularität. Dies lässt sich auch auf Arbeitsplätze übertragen.
Der Fokus wird sich von personalisierten Plätzen auf situative Arbeitsmöglichkeiten verlagern, sodass sich Teams künftig Infrastrukturflächen teilen. Mehr denn je gilt, dass Büroarbeit kein statischer Zustand ist, sondern ein holististisches Konstrukt, welches mehr als die reine Raumgestaltung umfasst. Arbeitsprozesse, Mitarbeiterbedürfnisse und Infrastruktur im Unternehmen spielen in modernen Arbeitswelten und bei deren Gestaltung eine entscheidende Rolle. Es gilt, mehr Flächen für die informelle Begegnung und komplexe Arbeitssituationen im Team einzurichten. Denn: Routinetätigkeiten nehmen ab, komplexe Problemstellungen zu. Flexibel nutzbare Räume lassen sich leicht mit Möbeln und Trennwänden in kleinere Ruheinseln verwandeln oder als agile Kollaborationsfläche gestalten. Unternehmen sollten sich nicht die Frage stellen, wie viel Quadratmeter der Fläche eingespart werden können, sondern mit welcher Zielsetzung und in welcher Qualität eine Fläche zeitgemäß gestaltet werden sollte, um auf Agilität und Produktivität hinzuwirken.
Welche Rolle spielt der Mensch in der Gestaltung von Arbeitsräumen?
These 3: Mitarbeiter*innen stehen bei der Gestaltung der Arbeitsräume im Fokus. Sie nutzen und prägen den Raum individuell und leisten einen wichtigen Beitrag, eine Marke erlebbar zu machen.
Die Perspektive der Menschen, die für ein Unternehmen arbeiten, ist die Basis für jedes Gestaltungskonzept. Ihre individuellen Bedürfnisse nehmen die zentrale Rolle im Raum ein, sie definieren den Nutzwert des Raums, ihr Wohlbefinden und ihre Motivation. Deshalb gibt es keine Norm – jedes Bürokonzept ist anders und wird von den Menschen individuell und kollektiv mit Leben gefüllt.
Architekten und Raumplaner haben die wichtige Aufgabe, innerhalb ihrer baulichen und räumlichen Planungsmaßnahmen den Menschen, seine Bedürfnisse und etablierte Kollaborationsprozesse in den Mittelpunkt zu stellen. Der Arbeitsplatz ist heute nicht mehr nur Drehscheibe für beruflichen Austausch, sondern dient Menschen gleichzeitig als Begegnungsort. Mit Home-Office als festem Bestandteil eines modernen New Work-Konzepts müssen Büroraume jetzt mehr denn je auch einen soziokulturellen Auftrag erfüllen. Die letzten anderthalb Jahre haben gezeigt: Mitarbeiter*innen brauchen ein berufliches Zuhause, das Sinn stiftet, der Identifikation mit dem Unternehmen dient und dafür sorgt, dass sie in Zeiten von Heimarbeit nicht vereinsamen.
Wie stärken wir die Kreativität unserer Mitarbeiter*innen zugunsten einer gesünderen und effizienteren Arbeitswelt?
These 4: Unternehmen entdecken das Potential eines „Möglichkeitsraums“ – die Serendipität wird zum Gestaltungsprinzip. Zufällige Gespräche und Entdeckungen fördern die Innovation und Kreativität.
Der Möglichkeitsraum dient als Werkzeug für seine Nutzer*innen, frei nach dem Prinzip der Serendipität. Er sorgt für zufällige Begegnungen und fördert damit nicht nur Innovationen, sondern dient auch der Identifikation und Sozialisation. Hier entstehen Situationen, die spontane Gespräche, kreatives Denken und oft andere Dimensionen von Reflektion freisetzen – und damit eine ganz eigene Attraktivität vermitteln. Eine inspirierende und an die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen und Arbeitsprozesse gestaltete Arbeitswelt steigert das Wohlbefinden und die Effizienz des Einzelnen, und damit auch den Erfolg eines Unternehmens. An diesen Ort kehrt man gerne zurück, er ermöglicht andere Arbeitsprozesse als das Home-Office.
Wie entstehen nachhaltige Raumkonzepte, die auch auf einen künftigen Wandel der Arbeitswelten vorbereitet sind?
These 5: Von der Außenhülle bis zur Raumgestaltung eine identitätsstiftende Corporate Identity entwickeln: Hybride Arbeitswelten sind eine ganzheitliche Gestaltungsaufgabe, wenn sie nachhaltig sein sollen.
Zugunsten einer nachhaltigen Arbeitswelt müssen wir nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und soziokulturelle Aspekte berücksichtigen. Unter Verwendung ökologischer Materialien und der Implementierung Energie- und Ressourcenschonender Maßnahmen wird die langfristige Nutzbarkeit von Arbeitsräumen garantiert. Ein anderer Nachhaltigkeitsaspekt ergibt sich aus flexiblen Nutzungsoptionen. Das Büro der Zukunft kann sich bedarfsgerecht an wechselnde Mieter*innen oder sich verändernde Bedürfnisse eines Unternehmens anpassen und sowohl im Um- als auch Rückbau dem Cradle-to-Cradle-Ansatz folgen. Die Aufgabe liegt darin, bestmögliche Bedingungen für alle Nutzer*innen zu schaffen. Die architektonische Lösung liegt in hybriden Bauten, die sich auch durch Nutzungsvielfalt und Erlebnisqualität auszeichnen. Das Büro der Zukunft ist hybrid und dient nicht nur der Arbeit, sondern wird durch zusätzliche Funktionen wie beispielsweise Kindertagesstätten, Sportmöglichkeiten, Yogastudios oder Gastronomie aufgewertet. Diese neuen zusätzlichen Möglichkeitsräume leisten einen wesentlichen Beitrag, Marken in ihrer Attraktivität zu stärken und die Kommunikation der Mieter*innen untereinander zu stärken.
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